Trello vor dem Aus?
Der Probeabend beginnt ganz normal. Plötzlich sagt Guido: „Ich mag Trello nicht mehr. Es ist mir langweilig geworden.“ Silvan und Esther sind fassungslos. Guido erweckte nie den Eindruck, dass er aussteigen will. Und dann das! Guido: „Ja, ich weiss, wir haben mal gesagt, das sei eines unserer Lieblingsstücke, aber mir ist es einfach verleidet…“ Da fällt der Groschen bei Esther und Silvan. Guido redet vom Stück „Trello“ , nach dem wir unser Trio genannt haben.
Also Trello ohne Trello? Das Programm für den nächsten Auftritt steht allerdings schon. Mit Trello als Schlussstück. Als dieses dran ist, beginnt Guido zackig – bloss mit einem andern Stück. Silvan und Esther schauen ihn fragend an.. Guido ebenso erstaunt: „Und….? Spielen wir es nicht?“ – „Doch“, sagt Esther, „Trello….!“ Nun fällt der Groschen bei Guido. Zweiter Versuch, wieder zackig, richtiges Stück. Esther erhöht das Tempo, damit es für Guido schneller vorbei ist. Nach dem Konzert sagt Guido, so schnell sei es schon fast wieder gut. Und aus dem Publikum hören wir, die Schlusseinlage mit dem vorgespielten falschen Stück sei sehr lustig gewesen, die hätten wir sicher lange eingeübt.
Der verlorene Schal
Wir packen nach unserem Auftritt an einem schönen Anlass unsere Instrumente, und da Esther ihren Bruder Guido seit nunmehr ü50 Jahren kennt, fragt sie: „Hast Du alles…? Geige, Mantel, Handy, Schlüssel…“ – „Alles bestens“, antwortet er. Eine Stunde später liest sie das SMS: „Schwesterlein, hast Du vielleicht meinen Schal im Auto? Weisst Du, den schönen, den ich zum letzten Geburtstag geschenkt bekommen habe…“ Esther sucht das ganze Auto ab. Nichts. Am nächsten Morgen das SMS: „Brauchst nicht mehr zu suchen. Das Problem ist nicht der Schal. Ich habe nach dem Auftritt einen falschen Mantel mitgenommen. Einen sehr schönen, aber ohne Schal.“
Falsche Saiten
Bei einer Veranstaltungsserie, an der wir regelmässig spielen, erzählen jeweils ältere Menschen, wie es früher war. Es hat sich eingebürgert, dass wir im Vorfeld nach der Lieblingsmusik fragen und etwas dazu arrangieren. Das sind dann Stücke wie „Adieu, mein kleiner Gardeoffizier“, Militärmärsche oder irgendwelche Ländler. Einmal war der Interviewte selbst Musiker. Wir arrangierten ein Wälzerli, das er komponiert hatte. Wir spielten es mit grosser Freude, es war wirklich hübsch. Guido legte richtig los, Silvan und Esther hielten mit. Plötzlich schlug Guido ganz neue Seiten und Saiten an und wechselte in Marschschritt im Vier-Vierteltakt. Esther und Silvan waren zwar irritiert, wälzerten aber eisern weiter im Dreivierteltakt. Allmählich schwante Guido, dass er aus der Reihe tanzte, und er realisierte, dass er schon die Noten für das nächste Stück auf dem Notenpult hatte, und anstelle des Da Capo munter und flott zur nächsten Nummer geschritten war. Nur nichts anmerken lassen, heisst in einem solchen Fall die Devise. Damit diejenigen, die gemerkt haben, dass gerade ein paar Takte daneben lagen, denken, das sei jetzt aber originell gewesen…
Wiederholungen
Nicht immer ist Guido der Pannenmeister. Bei der Probe eines Stücks mit sehr komplizierten Wiederholungen, witzelten wir, wer wohl beim Auftritt drein fallen werde. Guido und Esther waren ein bisschen neidisch, dass der Junior Silvan es einfach jedes Mal perfekt im Griff hatte. Dann der Auftritt: Man sah es Guido und Esther an. Sie waren brutal konzentriert. Weniger auf die Noten und den musikalischen Ausdruck, das war jetzt egal. Wenn nur diese verd… Wiederholungen klappen. Silvan hingegen spielte virtuos und selbstbewusst… bis ER über eine dieser verfl… Wiederholungen stolperte.
Wetterfest
Bei einem Open-Air-Auftritt in einem Ferienlager für Menschen mit Behinderung in Rüdlingen präsentierte Guido sein neues Anti-Windsystem. Grandios und ganz einfach: Man macht einfach einen Gummi drum. Esther hantierte immer noch mit den guten alten Wäscheklämmerli und fand das etwas schäbig im Vergleich zum System ihres Bruders. Beim ersten Stück kam schon ein ansehnlicher Windstoss: Guido strahlte. Sein Gummi sass perfekt. Beim zweiten Stück kam der Wind wieder, aber Guido hatte vergessen, den Gummi zu montieren. Da strahlte Esther, die ihre Klämmerli gekonnt angebracht hat, und das Publikum amüsierte sich köstlich. Beim dritten Stück hatte Esther ihre Klämmerli zwar parat, bloss auf den falschen Noten…Guido triumphierte, weil er meinte, die Klämmerli hätten nicht funktioniert… Das Publikum hatte Freude an unserem Windprogramm und seither gilt für Trello: Klammern statt jammern oder im Minimum en Gummi drum.
Verschiedene Idole
Ein älterer Herr ging nach einem Auftritt begeistert auf Guido zu, und rief: „Der André Rieu von Dietikon!“ Guido schaute ihn etwas entgeistert an – nicht nur, weil er nicht von Dietikon ist.
Proben in der Corona-Krise
Die ganze Schweiz steht still. Die ganze Schweiz? Nicht ganz. Ein kleine Musikformation will weiterhin proben. Und da man ja mit der Zeit geht, probt man halt per Skype. Nachdem einige Anfangsschwierigkeiten behoben sind (Guido hat alle drei Mal per Whatsapp eingeladen und alle drei landen zuerst in unterschiedlichen Skype-Unterhaltungen), beginnt die Probe. Und eine Minute später endet sie bereits wieder. Weder die Netzverbindung, noch die Skypesoftware sind bereit für digitale Proben. Hoffentlich ändert sich das bis zur nächsten Quarantäne.
Physical Distancing in Extremform
Corona, alle unsere Termine fielen aus. Umso mehr freute es uns, als die Anfrage kam, ob wir im Pflegezentrum Schlieren ein Balkonkonzert geben würden. Eine Gage liege leider nicht drin, dafür sei für dankbares Publikum gesorgt. Unser Techniker Jonas und Guido packten die Verstärkeranlage. Silvan und Esther fuhren – natürlich unter Einhaltung der physical-distancing-Regeln – nach Schlieren. Und warteten dort auf Guido und Jonas. Und warteten. Und warteten. Dann das Telefon von Jonas: „Wo seid ihr? Wir warten auf Euch, sind schon am Ausladen der Verstärkeranlage.“ Silvan: „Wir warten auch und haben unsere Instrumente schon parat, das Publikum ist auch schon ganz gespannt, wann wir anfangen. Jonas: „Bei uns ist das Publikum sichtlich freudig überrascht…“ – Guido war sicher, dass das Balkonkonzert im Alters- und Gesundheitszentrum Dietikon stattfindet, wo wir vor Corona schon aufgetreten sind, und fuhr zielsicher dorthin. Wir einigten uns darauf, dort zu spielen, wo wir engagiert waren. In Schlieren! Das Konzert begann trotz anfänglich übermässiger physical distance der Musiker pünktlich. Und bereitete uns und dem Publikum Freude.